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Escorts für Frauen: ein Interview

Schon in der Antike haben Männer die Möglichkeit genutzt, Frauen für die Erfüllung ihrer erotischen Wünsche zu bezahlen. Dass aber auch Frauen solche Dienstleistungen in Anspruch nehmen, ist vergleichsweise neu. Der 44-jährige Dortmunder Kevin ist bereits seit vielen Jahren als Escort tätig, inzwischen vermittelt er mit den Plattformen Callboyz.net und callboy-verzeichnis.com bundesweit die Dienste seiner Kollegen. Was die Arbeit auszeichnet und was die Kundinnen erwarten, erzählt er im Interview.

„Anders als weibliche Escorts sind ihre männlichen Kollegen in der Öffentlichkeit kaum präsent. Woran liegt das? Sind sexuelle Dienstleistungen für Frauen ein Tabu?“

„Zum einen ist der Markt deutlich kleiner. Ich schätze, dass in Deutschland lediglich rund 100 männliche Escorts professionell ihre Dienste für Frauen anbieten. Eine ganze Reihe davon sind über unsere Plattformen zu buchen, andere arbeiten fest bei Agenturen.“

„Wird das Ihrer Wahrnehmung nach bei Callboys, die Männer als Kunden haben, offener gehandhabt?“

„Das kann ich gar nicht beantworten, da ich zu diesem Teil der Branche keine Kontakte habe. Ich denke aber, dass es auch dort ähnlich diskret zugeht, da ich vermute, dass viele der Kunden wahrscheinlich verheiratet sind, und diese Dienstleitungen deshalb eher heimlich in Anspruch nehmen.“

„Reden Kundinnen zumindest mit ihren besten Freundinnen darüber? Oder würden sie damit ein vermeintliches emotionales oder sexuelles Bedürfnis offenbaren, das ihnen peinlich ist oder sie in einem schlechten Licht erscheinen lassen?“

„Das kommt meiner Erfahrung nach durchaus vor. Verheiratete Frauen verheimlichen ihre Callboy-Abenteuer auch gegenüber ihren Freundinnen, weil sie Angst haben, dass auf diesem Wege es vielleicht ihr Ehemann mitbekommen könnte. Single-Frauen gehen da doch offener und mit größerer Selbstverständlichkeit und Selbstbewusstsein um – zumindest gegenüber Menschen, denen sie wirklich vertrauen, etwa ihren besten Freundinnen.“

„Bei online buchbaren weiblichen Escorts misst sich der Marktwert, so der Eindruck, primär an deren Alter und Körper. Wie ist das bei den Männern?“

Bei Callboys ist es tatsächlich etwas anders. Wir haben beispielsweise auf unserem Portal unterschiedlichste Männertypen gelistet, um sicher zu gehen, dass möglichst für jede Frau etwas dabei ist: Wir haben Bartträger und Männer mit Glatze, Männer Ende Zwanzig und über 50, sportliche Kerle und klassische Anzugträger. Wenn Männer sich eine Escortdame buchen, wählen sie tatsächlich meist nach der optischen Erscheinung. Denn meist geht es nicht um Konversation oder Begleitung, sondern in erster Linie um sexuelle Dienste, gerade bei jüngeren Kunden. Frauen hingegen wollen eher das Gesamtpaket, also beispielsweise einen attraktiven Mann an ihrer Seite, mit ihm Essen gehen, sich auf Augenhöhe unterhalten können, um im Zweifelfalle den Abend auch noch in intimer Zweisamkeit fortzusetzen.

„Welche Bedürfnisse möchten sich Kundinnen idealerweise von den gebuchten Callboys erfüllen lassen?“

„Die Erwartungen sind meiner Beobachtung nach weniger konkret und handfest als bei Männern. Vor allem Frauen, die eine solche Dienstleistung zum ersten Mal in Anspruch nehmen, schauen einfach, wie sich das Treffen entwickelt. Sie lassen es ganz entspannt auf sich zukommen, wie ein ganz normales Date. Es gibt aber auch Frauen, die ganz klare Vorstellungen haben und das im Vorfeld genau kommunizieren. Ich biete beispielsweise meinen Kundinnen immer an, vorab über ihre Wünsche zu sprechen, selbstverständlich auch über ihre sexuellen. Dadurch kann ich mich umso besser auf die jeweilige Frau einstellen und auf ihre Wünsche eingehen.“

„Welche Art Frauen gönnen sich den Luxus eines Callboys? Können Sie da bestimmte Gruppen ausmachen?“

„Es sind beispielsweise Businessfrauen, die keine Zeit haben, um auf klassische Weise zu daten. Die vielleicht auch schon den einen oder anderen Mann auf Dating-Apps kennengelernt haben, das aber zu unergiebig und zu zeitaufwendig fanden. Denn Männer denken auf Dating-Apps, gerade wenn es um sexuelle Kontakte geht, doch meist nur an sich und gehen nicht auf die Frauen ein. Gerade wenn Frauen nur wenig Zeit für sich selbst haben, weil sie beruflich stark eingespannt sind, ist es für sie schlicht effektiver, sich einen Callboy zu buchen und einen netten Abend mit ihm zu verbringen. Es gibt aber auch durchaus Frauen mit ganz gewöhnlichen Jobs, seien es nun Kassiererinnen, Arzthelferinnen oder Angestellte, die nun nicht unbedingt viel Geld verdienen, aber sich dennoch alle paar Monate eine solche Auszeit leisten.“

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„Sexarbeit, ganz gleich in welcher Form, wird von der Gesellschaft immer noch auch moralisch bewertet. Inwieweit betrifft dies auch Callboys?“

„Leider ist Sexarbeit sehr stigmatisiert und steht in keinem guten Licht. Dennoch bieten sehr viele Frauen und eben auch einige Männer diese Dienste für Männer, Frauen oder auch Paare an. Es gibt also eine große Nachfrage, und zwar von Menschen quer durch die Gesellschaft. Dennoch ist dieses „älteste Gewerbe der Welt“ verpönt. Im Blick sind dabei tatsächlich fast nur Sexarbeiterinnen. Callboys laufen mehr oder weniger unter dem Radar. Ich finde es schade, dass Sexarbeiterinnen für ihre Arbeit oft gezwungen sind, Pseudonyme zu benutzen oder sich auf den Plattformen der Agenturen nur anonymisiert zeigen können, damit Freunde, Bekannte oder möglicherweise auch der Arbeitergeber in ihrem Hauptberuf davon nichts erfahren. Diese Heimlichkeit und Scham sollten nicht mehr nötig sein. Das ist bei vielen Callboys sicherlich nicht viel anders, insbesondere wenn sie eine Familie im Hintergrund haben.“

„Sie hingegen gehen ja recht offen mit Ihrer Tätigkeit um und sprechen wie jetzt beispielsweise auch in den Medien darüber. Wie reagiert Ihr engeres Umfeld darauf?“

„Ich habe aus meinem Bekanntenkreis kaum etwas Negatives gehört. Im Gegenteil, sie finden es gut, dass ich meinen Weg gehe und verfolgen auch immer mit, wenn es Interviews mit mir gibt. Wenn diese in den Sozialen Medien erscheinen, sei es auf YouTube oder Facebook, gibt es natürlich immer Leute, die Mist in die Kommentare schreiben. Aber so etwas ignoriert man einfach.“

„Wie haben Sie die Debatte um das sogenannte Prostitutionsschutzgesetz erlebt?“

„Ich finde es falsch, dass tatsächlich ernsthaft darüber diskutiert wird, das Nordische Modell auch in Deutschland zu übernehmen.“

„Was bedeuten würde, dass Menschen, die Sexarbeit in Anspruch nehmen, sich strafbar machen.“

„In dieser ganzen Debatte wurde völlig außer Acht gelassen, was es für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter bedeuten würde, wenn dieses Verbot tatsächlich kommen sollte. Sexarbeit wird durch das Sexkaufverbot ganz sicher nicht verschwinden, denn der Bedarf bleibt ja bestehen. Es sollte vielmehr darum gehen, dass Frauen – und um die geht es hier in erster Linie – die von Zuhältern zu dieser Tätigkeit gezwungen werden, geholfen wird.“

„In der breit geführten Debatte um das Prostitutionsschutzgesetz fiel auf, dass es immer nur um Sexarbeiterinnen ging, aber eigentlich nie Sexarbeiter. Bedeutet dies, dass Männer, die in dieser Branche tätig sind, dies unabhängiger und eigenverantwortlicher tun?“

„Es gibt wahrscheinlich keinen einzigen Callboys, der für einen Zuhälter arbeitet. Das ist vielleicht auch der Grund, weshalb in der Diskussion völlig aus dem Blick geraten ist, dass es ja sehr wohl auch Männer gibt, die der Sexarbeit nachgehen. Richtig ist aber auch, dass es vor allem unter den Sexarbeiterinnen, die etwa aus Osteuropa oder Südamerika kommen, viele gibt, die nicht wirklich selbstständig bzw. ganz freiwillig arbeiten. Es ist aber falsch, deshalb alle Menschen in der Sexarbeit über einen Kamm zu scheren. Es gibt ja sehr wohl Frauen wie auch Männer, die diesem Beruf selbstbestimmt nachgehen und dazu auch Lust haben. Natürlich spielt auch das Geld eine Rolle, aber das betrifft ja letztlich jede berufliche Dienstleistung.“

„Welche Rolle spielen bei Ihrem Jobsexuell übertragbare Krankheiten?“

„Escorts sind verpflichtet, Safer Sex zu praktizieren und sich natürlich auch regelmäßig auf Geschlechtskrankheiten testen zu lassen. Das heißt, ich mache im Schnitt alle drei Monate einen Test beim Gesundheitsamt, da ist es für mich als Sexarbeiter sogar kostenlos. Zudem lasse ich mich regelmäßig auch von meinem Urologen auf weitere mögliche bakterielle oder Pilzinfektionen untersuchen.“

„Wie gehen die Kundinnen mit dem Thema STIs um? Gibt es bestimmte Erwartungen oder ist das Thema eher schambehaftet?“

„Es kommt vor, dass Kundinnen vorab einen aktuellen STI-Test verlangen. Das ist natürlich kein Problem, kommt aber nur ganz selten vor. In der Regel gehen die Damen zu Recht davon aus, dass ein professioneller Callboy sich auch regelmäßig testen lässt. Bei einer Discobekanntschaft ist das womöglich nicht unbedingt der Fall.“

„Haben Sie durch ihre Arbeit überall die Jahre etwas Neues über die Sexualität von Menschen gelernt, speziell über die von Frauen?“

„Ich war früher auch schon sexuell sehr aktiv und bin viel in Swingerclubs gegangen. Durch meine Tätigkeit als Callboy haben die Sexkontakte nun noch zugenommen. Man lernt natürlich bei jeder neuen Begegnung hinzu. Das Repertoire wird dadurch sicherlich breiter. Doch jeder Mensch, jede Frau ist beim Sex verschieden. Man muss sich also jedes Mal aufs Neue herantasten und ausloten, was der Partnerin gefällt und was nicht.“

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Interview und Redaktion: Axel Schock

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