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Auf welche Geschlechtskrankheiten sollte man sich testen lassen?

Lesbisches Paar liest über Geschlechtskrankheiten am Ipad

Welche Tests auf Geschlechtskrankheiten sind sinnvoll – und welche nicht? Das Angebot ist groß: Im Internet werden Tests auf HIV, Syphilis, Herpes, HPV, Ureaplasmen, Tripper, Chlamydien, Mykoplasmen und mehr angeboten. Es ist die Qual der Wahl. Aber welcher Test auf sexuell übertragbare Infektionen ist wirklich sinnvoll und wovon sollte man besser die Finger lassen?

Symptome und symptomfreies Testen

Symptome

Wenn die Harnröhre brennt oder schmerzt, Fieber auftritt oder ein Hautausschlag, wenn man Veränderungen an den Geschlechtsorganen bemerkt oder andere Symptome bestehen, sollte man eine Arztpraxis aufsuchen. Für diese Fälle sind Einsendetests nicht geeignet und man sollte dann auch keine Zeit verlieren. Also ab zur Ärztin oder zum Arzt des Vertrauens.

Ohne Symptome

Viele Menschen wollen sich regelmäßig auf Geschlechtskrankheiten testen lassen. Und das ist auch sinnvoll, denn einige davon machen häufig keine oder kaum Symptome. Um diese Krankheiten geht es hier. s.a.m health bietet Tests auf HIV, Syphilis, Chlamydien und Tripper an. Warum wir diese anbieten und nicht auch andere, erklären wir jetzt.

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Wir empfehlen Tests für folgende Geschlechtskrankheiten bzw. STIs:

Wir empfehlen Tests für folgende Geschlechtskrankheiten bzw. STIs:

HIV

Die akute HIV-Infektion äußert sich wie ein grippaler Infekt und wird häufig als solcher verkannt. Dann verläuft die Infektion meist symptomlos. Über Jahre schädigt HIV das Immunsystem – bis schwerste Erkrankungen auftreten. Daher ist für Menschen mit Risiken beim Sex ein regelmäßiger HIV-Test sinnvoll.

Denn je früher die Infektion behandelt wird, desto besser. Man hat bei rechtzeitiger Behandlung dann eine normale Lebenserwartung und ist durch die Medikamente auch sexuell nicht mehr infektiös. Um die Infektion nicht zu spät zu entdecken, reicht ein Test pro Jahr aus.

Syphilis

Nach einigen Tagen entsteht bei Infektion am Eintrittsort ein Geschwür. Wenn das Geschwür in der Vagina oder im Rektum oder im Mund lokalisiert ist, wird es oft nicht erkannt. Der nach Wochen auftretenden Hautausschlag verschwindet von selbst wieder.

Dann gibt es bei der Syphilis lange symptomlose Phasen, in denen durch das Bakterium aber schwere Organschäden entstehen können. Daher sind für Menschen, die ein Risiko haben, regelmäßige Tests sinnvoll. Ob man die Tests alle drei oder sechs oder 12 Monate macht, hängt auch von der Zahl der Partner*innen und dem Risiko ab.

Tripper und Chlamydien

Dies sind die häufigsten bakteriellen Geschlechtskrankheiten. Sie verursachen am Ort der Schleimhautbesiedlung eine Entzündung: in der Harnröhre, der Vagina/dem Gebärmutterhals, dem Enddarm oder auch im Rachen. Die Infektion kann, muss aber nicht symptomatisch verlaufen.

Dies sind die häufigsten bakteriellen Geschlechtskrankheiten. Sie verursachen am Ort Schleimhautbesiedlung eine Entzündung: in der Harnröhre, der Vagina/dem Gebärmutterhals, dem Enddarm oder auch im Rachen.

Die Bakterien können wochen- oder monatelang die Schleimhäute besiedeln und irgendwann bei Frauen in die Eileiter oder die Bauchhöhle aufsteigen, beim Mann in die Nebenhoden oder Prostata. Sie können dort schwerere Erkrankungen verursachen und sind dann ggf. ursächlich für Unfruchtbarkeit. Junge Frauen bis zum abgeschlossenen 25. Lebensjahr haben deshalb einen Anspruch darauf, einmal im Jahr einen Test auf Chlamydien machen zu können. Dieses „Chlamydienscreening“ funktioniert in der Praxis allerdings nicht gut. Frauenarztpraxen bieten das Screening oft nicht an.

 

Es ist also für sexuell aktive Menschen sinnvoll, sich auf beide Erreger zu testen: mittels Urinprobe und Analabstrich.

Rachenabstrich für Chlamydien und Tripper?

Umstritten ist, ob es den Rachenabstrich braucht. Im Rachen verschwinden die Bakterien nach wenigen Wochen von selbst wieder und sie richten dort auch keinen Schaden an. Vielleicht kratzt der Hals. Nur extrem selten kommt es zu einer deutlichen Rachenentzündung. Wenn der Abstrich positiv ist, wird ein Antibiotikum verordnet.

Man hat also die Nebenwirkungen der Medikation, hat aber selbst kaum einen Nutzen (da die Bakterien dort meist harmlos sind). Aber natürlich verhindert das Antibiotikum, dass man Sexualpartner*innen beim Oralverkehr ansteckt – und diese die Erreger dann in der Harnröhre haben. Aus diesem Grund machen die meisten Klient*innen von s.a.m health auch den Test im Rachen.

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Ein regelmäßiger STI-Test auf diese Erreger ist nicht notwendig:

Mykoplasmen und Ureaplasmen

Diese Erreger kommen häufig vor und sie machen äußerst selten Beschwerden. Wenn Symptome auftreten, muss man behandeln. So viel ist klar. Aber das passiert so selten, dass international die Fachgesellschaften von Tests bei symptomfreien Personen abraten. Denn man hätte häufig einen positiven Befund und würde dann behandeln.

Aber anders als bei Chlamydien und Tripper muss man oft zu einem Antibiotikum greifen, das schwere und sogar lebensgefährliche Nebenwirkungen verursachen kann – weil die Mykoplasmen häufig gegen das gut verträgliche Antibiotikum schon resistent sind. Man würde also mit Kanonen auf Spatzen schießen und mehr Schaden verursachen, als Nutzen zu erwarten wäre. Im Sinne der Gesundheit unserer Klient*innen bieten wir den Test daher nicht an.

HPV

Es gibt über 200 Subtypen der humanen Papillomaviren. Meist machen sie sich nicht bemerkbar und verschwinden nach Monaten wieder von selbst. Einige Subtypen verursachen Feigwarzen (die dann sichtbar sind), andere verursachen Gebärmutterhalskrebs, Analkarzinome oder Peniskrebs. Daher wird seit einigen Jahren Jugendlichen die HPV-Impfung empfohlen. Seit langem gibt es die Vorsorgeuntersuchung auf Gebärmutterhalskrebs.

Seit 2020 wurde diese Untersuchung verändert: Für Frauen bis 35 Jahre gibt es nach wie vor den jährlichen PAP-Abstrich (Untersuchung auf Zellveränderungen), für Frauen ab 35 bietet man einen HPV-Abstrich des Gebärmutterhalses an. Bei negativem Befund müssen die Frauen dann nur noch alle drei Jahre zur Untersuchung. Aber warum bekommen die HPV-Untersuchung nicht auch die Jüngeren? Man geht davon aus, dass Jüngere mehr Sex haben und man würde dann zu häufig HPV nachweisen.

Beim Sex lässt sich HPV nicht verhindern. Kondome haben nur einen relativ geringen Schutzeffekt. Weil HPV bei sexuell Aktiven zu häufig nachweisbar ist (und allermeist nicht zu Krebs oder Feigwarzen führt), bietet sam health keinen HPV-Abstrich an. Man hätte zu oft einen positiven Befund. Zudem ist nicht gesichert, dass der Selbstabstrich zuhause annähernd so gut ist wie der Abstrich in der Praxis (bei Chlamydien und Tripper ist das so). Frauen sollten die Vorsorgeuntersuchung in der Frauenarztpraxis wahrnehmen.

Wer viele Partner*innen hat, sollte überlegen, ob er oder sie sich nicht gegen HPV impfen lassen sollte. Einige Krankenkassen übernehmen freiwillig die Kosten auch für Erwachsene. Ansonsten kosten die drei erforderlichen Impfdosen jeweils ca. 160 Euro. Dann gilt es darauf zu achten, den 9-fach Impfstoff zu erhalten. Denn der 2-fach Impfstoff schützt nicht gegen Feigwarzen. Die Impfung ist gut verträglich und schützt zu ca. 95% vor Feigwarzen und den entsprechenden Krebserkrankungen.

Herpes

Die erste Infektion mit einem der beiden Herpes-Typen verursacht in der Regel die bekannten schmerzhaften Herpesbläschen. Die kennt jeder und jede vom Lippenherpes aus der Jugend. Dann schlummern die Viren lebenslang in den Nervenganglien. Manche Personen infizieren sich auch sexuell mit Herpes. Dann sind die Schleimhäute der Geschlechtsorgane betroffen. Sowohl beim Lippenherpes als auch beim Herpes der Geschlechtsorgane kommt es bei manchen Personen später zum Wiederaufflackern der Erkrankung. Das merkt man normalerweise und sollte sich dann bei starken Beschwerden auch in ärztliche Behandlung begeben.

Selten kann man Herpes ohne solche Symptome nachweisen. Aber das ist dann ein Zufallsbefund, den man nicht behandeln muss. Wir bieten den Test daher nicht an, er würde das Paket nur unnötig verteuern.

Dieser Artikel wurde verfasst von:

Armin Schafberger – Arzt und Gesundheitswissenschaftler, sowie ehemaliger Medizinreferent der deutschen Aidshilfe.

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